1225 Jahre - Spiesheim feiert

 

02.01.2016 Michael Ortner / Josef Ortner
Geschichtlicher Rückblick

Unser Spiesheim feiert heuer sein urkundlich festgelegtes 1225 jähriges Bestehen.
Unterspiesheim mit seiner 1100 ha umfassenden Gemarkung macht ein Sechsundvierzigmillionstel der Erdoberfläche aus.
Bildlich dargestellt die Größe eines Stecknadelkopfes auf einer 4,76 m im Durchmesser messenden Kugel.

Aber dieser geographische Punkt auf unserem Planeten ist eben nicht nur ein Punkt, er ist mehr.
Er ist unsere Heimat, für manche Heimat geworden, für nicht wenige – Heimat geblieben und der Ort, an dem unsere Vorfahren gelebt haben.
Wir wissen, Geschichte heißt Geschehenes – und wer die Geschehnisse der Vergangenheit nicht mehr deuten kann und seine Wurzeln nicht kennt, verliert einen wesentlichen Teil seiner Identität.
Die frühe menschliche Besiedlung beweisen Funde aus der Jungsteinzeit in unserer Gemarkung. Über Jahrhunderte lebten hier die Kelten.
791 wurde Spiesheim erstmals urkundliche erwähnt. Hiltrich und seine Gemahling Hruadun übertrugen am 12. Sept. 791 Ihre Besitzungen in Spiozesheim dem Kloster Fulda.
Im 11. Jahrhundert treten die Herren von Spiesheim in Erscheinung. Die Herren von Spiesheim müssen ein rühriges und mächtiges Geschlecht gewesen sein – mit großen Plänen. Sie wollten ihren Ort Spiesheim zu einer bedeutenden Stadt machen, so jedenfalls lautet die altüberlieferte Sage. Das Geschlecht stirbt im 13. Jahrhundert aus.
Im Jahre 1248 wird Unterspiesheim erstmals als eigene Siedlung aufgeführt. Das Kloster Ebrach erwirbt das Zehntrecht in Ober- Mittel- und Unterspiesheim. Es ist davon auszugehen, dass es nur eine Siedlung namens Spiesheim gab und nach neuester Erkenntnis muss sie sehr weitläufig angelegt gewesen sein. Die ursprüngliche Siedlung Spiesheim soll nach umfangreichen Ausgrabungen und Funden zwischen den beiden Orten gelegen haben.
Im 16. Jahrhundert erhoben sich die Bauern gegen Willkür, Ausbeutung und Erniedrigung. Im Jahr 1525 bricht der Sturm des Aufruhrs los. Die Spiesheimer Bauern sind beteiligt, einer ist sogar mit Namen bekannt – er hieß Michael Frank. Furchtbar war der Aufstand, schrecklich und grausam die Vergeltung.
Manchmal mutet die Geschichte wie eine lange Auflistung von Kriegen an. Der schrecklichste aber muss der Dreißigjährige Krieg gewesen sein. Das Dorf Lindelach existierte überhaupt nicht mehr, in Röthlein war keine Menschenseele mehr anzutreffen, in Traustadt waren von 62 Häusern 60 zerstört. Wie es Unterspiesheim erging, wissen wir nicht. Es dürfte aber so, wie es die Chronisten im Allgemeinen beschrieben haben, gewesen sein: „Nur eine Handvoll Menschen haben den Krieg überlebt“.
Das 18. Jahrhundert war eine der glücklichsten Zeiten, die Franken erlebt haben. Die Schönborn-Bischöfe, die Bau-Bischöfe, wie sie auch genannt wurden, hatten die Bischofsstühle von Würzburg und Bamberg inne. Sie haben in Balthasar Neumann den Mann gefunden, der barocke Phantasie in Stein und Raum zu übersetzen wusste. Er schuf diesen kraftvollen, lebenssprühenden Barock, der für dieses mainfränkische Land wie geschaffen schien. Die schönsten Zeugnisse aus dieser Zeit sind wohl die Würzburger Residenz und die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen im oberen Maintal. Als dieses Jahrhundert sich anschickte zu Ende zu gehen, wurde mit dem Bau unserer Kirche begonnen und 1790 beendet.
1835 erhielt Unterspiesheim zum ersten Mal Hausnummern, 80 Wohnhäuser hatte unser Dorf damals.
Zwei wichtige Einrichtungen wurden im vorigen Jahrhundert gegründet. Zum ersten die Freiwillige Feuerwehr, sie wurde 1851 ins Leben gerufen. Als zweites: 1898 nahmen die Spiesheimer die Idee des Wilhelm Raiffeisen auf und gründeten die Spar- und Darlehenskasse.
Die neue Zeit begann für Unterspiesheim, als 1913 der elektrische Strom seinen Einzug hielt.
Für Europa gingen im Jahre 1914 die Lichter aus. Der 1. Weltkrieg brach herein, welcher mit moderner Industrietechnik und bereits mit Mitteln der Chemie geführt wurde. 18 Unterspiesheimer verloren Ihr Leben auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Fladern. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg herrschte große Not.
Dann kam das Dritte Reich. Wir wissen, wie es weiter ging; hemmungsloses Machtstreben, Größenwahn und ein entsetzliches Blutbad in ganz Europa waren das Werk der braunen Machthaber.
35 Unterspiesheimer starben auf den europäischen Kriegsschauplätzen.

In der ersten Nachkriegszeit erhöhte sich die Einwohnerzahl schlagartig, bedingt durch den Zuzug der Heimatvertriebenen, auf 825. Verschärft wird die allgemeine Notlage durch aufeinanderfolgende Dürrejahre.
Ende der 50er Jahre erfolgte der Beginn des sogenannten „Deutschen Wirtschaftswunders“.
Der VW- Käfer, wie der Schlepper gehörte nun zum gewohnten Bild im Dorf. Die ersten in der Siedlung mit viel Fleiß und noch mehr Sparsamkeit erbauten Einfamilienhäuser wurden bezogen.
Eine rasante Veränderung auf technischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiet haben auch Reformen notwendig werden lassen. Man denke an die Währungsreform, Flurbereinigung, Schulreform, Landkreisreform und Gemeindereform im Jahr 1978.
Zirka 40 Generationen haben seit diesem denkwürdigen 12. Sept. 791 hier gelebt. Männer waren es, die im Wesentlichen die Geschicke des Dorfes gelenkt haben. Es sind aber auch vierzig Generationen von Frauen und Müttern, -Frauen, die ihren Männern treu zur Seite standen;
Mütter, die einen großen Teil ihrer Lebenskraft darauf verwendet heben, ihre Söhne oder Töchter zu lebenstüchtigen Menschen zu erziehen – sie sollen nicht unerwähnt bleiben.
Das war die Vergangenheit…….
Für die Zukunft wünschen wir uns weiterhin eine gute Entwicklung unserer Dörfer Unter- und Oberspiesheim mit der Gemeinde und das der Friede im Land erhalten bleibt.

 

1225 Jahre - Spiesheim feiert : Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr

 

 

<Werbung>

 www.unterspiesheim.de  © JB 2001 - 2016